Auch heute im "Vereinten Deutschland" sind wir Sorben wieder getrennt - in zwei Länder. Das unterschiedliche Herangehen und die Umsetzung der Verfassungsgrundsätze auf Recht und Gebrauch der Sprache, auf Siedlungsraum und der Pflege, Förderung und Entwicklung der Kultur, lässt manches Streben nach mehr Autonomie zum bekannten "Wettlauf zwischen Hasen und Igel" ausarten. Es ist nicht ermutigend, mit an zusehen, wie manches dabei auf der Strecke bleibt oder wir nach Jahren bei Wechseln in der politischen Führung, wieder am Ausgangspunkt für einen neuen Wettlauf stehen. Wenn der Bund für uns noch als dritter Partner ins Spiel kommt, wird es in keinem Fall leichter. Nun hat die Bundesrepublik wenigstens einen Kulturbeauftragten, der schon etwas über uns Sorben weiß. Sein Vorgänger sah in uns nur so etwas wie eine Landsmannschaft. Sein Handlungsprinzip war das Ausspielen einer Minderheit gegen die andere. Das er sich gerade dazu die Nordfriesen aussuchte, war sein Pech. Zu denen haben wir schon langjährige gute Beziehungen. Die Menschen in Niebüll, Dagebüll oder auf Sylt sind uns in der Mittellausitz manchmal besser vertraut, als jene in Dresden.
Wir werden nach deutschem Recht, wie ein eingetragener Verein behandelt. Mit dem Vereinsstatus ist unsere Möglichkeit auch Kraft von Gesetzen manches besser lösen zu können, sehr eingeschränkt. Mit "Vereinsrecht" das Leben eines kleines Volkes zu regeln, bedarf des guten Willens aller Partner. Dabei dürfen wir Sorben uns selber nicht ausnehmen. Auch wir schießen manchmal über das Ziel hinaus und nutzen Freiräume nicht, die uns manchmal eingeräumt werden. Ende mit lustig ist es immer dann, wenn unsere Rechte zu finanziellen Forderungen führen. Dann wird verglichen, gestrichen und gefeilscht, Kompromisse geschlossen, die aber nicht von Dauer sind.